Alle Zeugnisse und vorallem die neuen bayerischen Zeugnisse für die dritte und vierte Klasse der Grundschule - so fortschrittlich sie auf den erste Blick auch scheinen - sind für eine angemessene, motivierende und hilfreiche Bewertung eines Schülers völlig ungeeignet und dienen lediglich einer momentanen praktischen Einstufung und groben Übersicht über den momentanen Leistungsstand.
Das liegt vor allem an dem Charakter und der begrenzten Aussagekraft der Noten. Von welchen Faktoren werden die angeblich objektiven Noten beeinflusst?
1. Von der momentanen gesundheitlichen Verfassung des Schülers 2. Von dem momentanen psychischen Zustand des Schülers (familiärer Hintergrund) 3. Von den Beziehungen der Schüler untereinander (angenommen, gemieden, ausgeschlossen, usw.) 4. Von der Einstellung des Lehrers zum Schüler ( respektiert, anerkannt, geliebt, emuntert, gefördert, usw.) 5. Von der Art der Vermittlung des Lernsoffes durch den Lehrer (welche Lerntypen spricht er an, welche nicht?) 6. Von dem geprüften Stoff, den der Lehrer und der Lehrplan aussucht und vorgibt 7. Von den Punkten, die der Lehrer den einzelnen Aufgaben zuordnet und seiner Notenskala und vielen weiteren Faktoren!
Welche Aussagekraft haben Noten dann überhaupt noch?
Sie spiegeln zwar den momentanen Leistungsstand mehr oder minder genau wider, taugen aber nur für einen momentanen pädagogischen Hinweis, z.B ,,Du beherrscht den Lernstoff schon recht gut.” oder ,,Bei dieser Art von Aufgaben hast du noch Ver- ständnisschwierigkeiten, wir müssen herausfinden, woran das liegt.”
Wem wirklich an der Steigerung von Schülerleistungen etwas liegt, der sollte den Schwerpunkt nicht auf beeindruckende zweiseitige Zeugnisformulare legen, die dem Lehrer die Zeit für gute Unterrichtsvorbereitungen nehmen (Muster eines Zeugnisses siehe unten!).
Hilfreiche Bewertung in Form von Noten, Buchstaben und Texten ist daher vor allem sinnvoll und wirksam, wenn sie sofort nach einer Probe oder einem Wissenstest erfolgt. Nur hier ist es - speziell auch im Elterngespräch - möglich auf spezifische Mängel hinzuweisen (Diagnose), die dann auch gleich spezifisch eruiert, korrigiert und behoben werden können (Therapie).
So werden Noten zu dem was sie sein sollten: Hilfreiche Hinweise zur Verbesserung des Lernverhaltens und der Lerninhalte.
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